Das Buch beginnt mit dem Weimarer Äquivalent zum Bundespreseeball am 28. Januar, dem letzten großen öffentlichen Ereignis der damaligen Literaturwelt. Bis in den März gibt es dann für fast jeden Tag einen Eintrag. Ich habe das Buch Tag für Tag genau 91 Jahre nach den Ereignissen gehört, und das war schon ein sehr merkwürdiges Gefühl, weil schon wieder die Faschisten in den Startlöchern stehen und das genau die Zeit war, in der Massendeportationsfantasien vom Geheimtreffen in Potsdam bekannt wurden.
Uwe Wittstock hat wirklich sehr viele Quellen aufgetan, auch viele Tagebucheinträge und Briefe. Die Ereignisse werden oft aus der Sicht verschiedener Schriftsteller*innen geschildert. Das ist sehr lebhaft und spannend. Trockenes Herunterbeten von Ereignissen gibt’s hier nicht. Dabei wurde mir erst die Vielfalt und der Reichtum der damaligen Literaturszene so richtig klar. Es kommen auch Einige, die heute nicht mehr so bekannt sind sowie andere, die noch aus der Kaiserzeit stammen. Man …